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Willkommen und Abschied
Es schlug mein Herz.Geschwind zu Pferde!
Und fort,wild wie ein Held zur Schlacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht.
Schon stund im Nebelkleid die Eiche
Wie ein getrumter Riese da,
Wo Finsternis aus dem Gestrauche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
Der Mond von einem Wolkenhugel
Sah schlafrig aus dem Duft hervor,
Die Winde schwangen leise Flugel,
Umsausten schauerlich mein Ohr.
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Djch tausendfacher war mein Mut,
Mein Geist war ein verzehrend Feuer,
Mein ganzes Herz zerfloss in Glut.
Ich sah dich,und die milde Freude
Floss aus dem sussen Blick auf mich.
Ganz war mein Herz an deiner Seite,
Und jeder Atemzug fur dich.
Ein rosenfarbes Fruhlingswetter
Lag auf dem lieblichen Gesicht
Und Zahrtlichkeit fur mich,ihr Gotter,
Ich hofft es,ich verdient es nicht.
Der Abschied,wie bedrangt,wie trube!
Aus deinen Blicken sprach dein Herz.
In deinen Kussen,welche Liebe,
O welche Wonne,welcher Schmerz!
Du gingst,ich stund und sah zur Erden
Und sah dir nach mit nassem Blick.
Und doch welch Gluck,geliebt zu werden,
Und lieben,Gotter,welch ein Gluck!
(Johan Wolfgan Goethe 1749-1832)