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Theodor Storm die Stadt 17-04-2007 17:04 к комментариям - к полной версии - понравилось!


Die Stadt

 

 

Am grauen Strand, am grauen Meer

Und seitab liegt die Stadt;

Der Nebel drückt die Dächer schwer,

 Und durch die Stille braust das Meer

Eintönig um die Stadt.

Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai

Kein Vogel ohn Unterlaß;

Die Wandergans mit hartem Schrei

Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,

Am Strande weht das Gras.

Doch hängt mein ganzes Herz an dir,

Du graue Stadt am Meer;

Der Jugend Zauber für und für

Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,

Du graue Stadt am Meer.

 

 

 

Theodor Storm, Die Stadt

 

 

 

Theodor Storm wurde am 14.9.1817 in Husum in Schleswig- Holstein geboren und starb am 4.7.1888 in Hademarschen. Er gehört der Richtung des sogenannten poetischen Realismus an; er schrieb Novellen und Gedichte.

In der ersten Strophe des vorliegenden Gedichtes schildert Storm die Lage der Stadt: seitab vom Verkehr, am Meer, in einer Landschaft, die ganz vom Nebel beherrscht wird, wodurch die Stadt und auch der Strand in einer unheimlichen Leblosigkeit ruhen. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch das eintönige Rauschen des Meeres.

In der zweiten Strophe schildert Storm die Natur dieser Gegend noch eingehender: Es gibt keinen Wald und selbst im Frühling, wenn die Natur erwacht, hört man hier nicht einmal das Lied eines Vogels. Nur im Herbst ziehen die Wandergänse über die Stadt hinweg, und man hört ihre Schreie in der Nacht; aber auch sie verweilen nicht in dieser Gegend, "am grauen Strand". Auch um den Pflanzenwuchs ist es kümmerlich bestellt; nur für das harte Dünengras scheinen ausreichende Lebensbedingungen vorhanden zu sein.

Damit beendet Storm die Schilderung der Stadt, worin nichts gesagt wurde, was dem Besucher attraktiv erscheinen könnte, abgesehen von dieser seltsamen Melancholie. Trotzdem hat der Dichter zu dieser Stadt eine besondere Zuneigung. Es ist eben seine Heimatstadt, in der er in seiner Kindheit oft und gern weilte. Der Zauber der Jugend ruht auf ihr. Jetzt, da er in einer andern Stadt, vielleicht in einer Großstadt, wohnt, sehnt er sich nach ihr zurück.

Wir wissen, dass Storm aus Husum stammt. Diese kIeine Stadt an der deutschen Nordseeküste also ist es; die in den Strophen des Gedichts anschaulich vor uns ersteht mit ihren niedrigen Häusern, ihren schmalen Straßen und Gassen. Auch der Charakter der Einwohner ist aus dem Gedicht zu erkennen. Die Husumer sind etwas fernab vom Weltgeschehen und haben daher eine grüblerische Phantasie. Sie sind oft verschlossen und hart. Diese Härte ist sicher auf die Kämpfe zurückzuführen, die sie mit dem Meer auszufechten haben; man denke an Storms Erzählung "Der Schimmelreiter“!

Die drei Strophen des Gedichtes bestehen aus je fünf Versen. Die Versmaße wechseln sich ab. Der erste, dritte und vierte Vers ist jeweils ein vierfüßiger Jambus, der zweite und fünfte ein dreifüßiger. Die vierfüßigen Verse jeder Strophe reimen sich und die dreifüßigen ebenfalls, in der ersten z. B. Meer - schwer - Meer und Stadt - Stadt. Es fällt auf, dass hier, wie übrigens auch in der letzten Strophe, zum Teil dieselben Reimwörter wiederkehren, eine Art des rührenden Reimes, den die Dichter im allgemeinen vermeiden. Dadurch wird eine gewisser Zusammenhang zwischen jenen beiden Strophen hergestellt.

Eine traurige und bedrückte Stimmung herrscht in dem Gedicht. Klanglich findet sie ihren Ausdruck in den dunklen Lauten a und au; in der Wortwahl weisen besonders die Eigenschaftswörter grau - schwer - eintönig - hart in dieselbe Richtung.

Dass der Dichter seine Heimatstadt trotz ihrer trübseligen Stimmung liebt, ist gut zu verstehen. Fast jeder Mensch denkt wehmütig an seine Kindheit zurück und geht gern wieder einmal

durch die Straßen, die ihn an so viele Erlebnisse erinnern.

 

 

Theodor Storm, Die Stadt

Die Überschrift des Gedichtes "Die Stadt" sagt nichts Genaues aus. Der Begriff "Stadt" könnte gemeint sein als gesellschaftliches oder wirtschaftliches Gebilde, als Ort einer bestimmten Lebens- form, einer gewissen Kultur, im Gegensatz etwa zum Dorf, zum Land, mit besonderen Vorzügen und Schattenseiten. Das ist ja ein Gegenstand, der um die Jahrhundertwende Dichter aller Stilrichtungen herausgefordert hat. Und meist war es Abwehr, was sie empfanden; sie fühlten Ihre eigene Welt durch die Zusammenballung von Menschen und von Technik bedroht.

Nichts davon in unserm Gedicht. Dem Dichter geht es um eine besondere Stadt, und sein Gefühl ihr gegenüber ist nicht kritisch oder gar feindselig, sondern eitel Liebe und herzliche Erinnerung; denn es ist die Stadt seiner Kindheit und Jugend, seine Vaterstadt.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen. Die erste und die zweite schildern die Lage der Stadt, ihre landschaftliche Umgebung, den allgemeinen, durch das Klima bedingten Eindruck, den sie auf den Besucher macht, die karge Tier- und Pflanzenwelt in Andeutungen. Die letzte enthält das liebevolle Bekenntnis des Dichters zu der Stadt, in der er seine Jugend verlebte.

Die Strophenform ist abaab; an den Reimen der ersten Strophe fällt auf, dass der Reim zweimal aus einer Wortwiederholung besteht: Meer - Meer, Stadt - Stadt. Diese Art des "rührenden Reimes" ist eine seltsame und seltene Erscheinung; auf den ersten Blick könnte es wie eine Ungeschicklichkeit aussehen. Selbst dem Schüler wird ja im Aufsatzunterricht schon frühzeitig eingeprägt: Vermeide Wortwiederholungen! Warum eigentlich? Weil sie eintönig wirken, farblos. Eine Wiederholung bringt ihrem Wesen nach nichts Neues. Dieselbe Erscheinung findet sich in der dritten Strophe: dir - dir, Meer - Meer. Und "dir" ist nochmals wiederholt: auf dir, auf dir. Der Eindruck des Eintönigen, Farblosen ist offenbar beabsichtigt. Das Wort "eintönig" findet sich ja im letzten Vers der ersten Strophe, und im ersten Vers treffen wir auf das Wort "grau", das die am wenigsten lebhafte, die lang- weinigsten, trübste Farbe bezeichnet. Es bildet auch eine Wieder- holung, und indem es zwei Dingen zugeordnet ist, dem Strand und dem Meer, verwischt es gewissermaßen den Unterschied zwischen beiden, gleicht sie einander an, schafft auch damit das

Gefühl der Eintönigkeit. Grau - eintönig - das dritte Eigenschaftswort der ersten Strophe heißt "schwer". Es vervollständigt die Schilderung der Stimmung, die hier ausgedrückt werden soll.

Ehe wir uns der zweiten Strophe zuwenden, nochmals ein Blick auf die Form. Das Versmaß ist steigend, die Versfüße sind Jamben, im ersten, dritten und vierten Vers vier, im zweiten und fünf- ten Vers drei. Freilich verbietet im fünften Vers der ersten Strophe das lange "ein-" am Versanfang, das ja den natürlichen Hauptton des Wortes trägt, eine jambische Messung. Dadurch entsteht eine schwebende Betonung: eintoenig, die genau dem Verweilenden, Anhaltenden, Hingezogenen des Begriffs "eintönig" entspricht. Auch die jambische, gewissermaßen marschierende Gangart, der gleichbleibende Wechsel von Senkung und Hebung und die männlichen (stumpfen) Reime wirken schwer und eintönig.

Noch bedeutsamer fast ist die Strophenform, und hier gerade der vierte, eigentlich überzählige Vers. Es gibt zahllose Gedichte mit der Strophenform abab, dem Kreuzreim. Wir sind an dieses Schema gewöhnt, es ergibt sich gewissermaßen wie von selbst, es kommt unserer Vorliebe für das ebenmäßig Gebaute, das im Gleichgewicht Befindliche entgegen, das als gefällig empfunden wird. Der "überzählige" vierte Vers wirkt da auf unser Gefühl wie eine Hemmung, eine schwerfällige Verzögerung; auch er ist ja eine Art Wiederholung, wie die Wortwiederholungen "grau", "Meer", "Stadt", also das Gegenteil von gefällig. Zugleich wohnt diesem Versablauf etwas von der Bewegung der Wellen inne, es rauscht in ihm, es wandert, es staut sich, eins holt das andere ein, nimmt es auf und läuft mit ihm aus. Und es ist immer dasselbe, will auch nichts mehr sein als immer dasselbe, lastet bei aller eintönigen Bewegung schwer, ist von ewigem Gleichmaß und stiller Gewalt.

 

 

 

In den Reimwörtern findet sich das lange geschlossene e und das kurze offene a. Ernst Jünger hört im E "das Leere und das Erhabene" ausgedrückt, es erwecke auch die Empfindung "des Langweiligen und Eintönigen". Das würde genau zum Inhalt der ersten Strophe passen. Das stumpfe Reimwort "Stadt" ist farblos, setzt aber einen deutlichen Schlusspunkt. In dem Ziehenden, Weiten, Breit-Hingelagerten, das durch das E dargestellt wird, zeigt das kurze A eine einfache, feste Ballung an, eben die menschliche Siedlung im Schweben und Wirken der Naturkräfte. Wenn man sich den dritten und vierten Vers einmal laut vorspricht, wird man in der Folge der Vokale deutlich den Unterschied zwischen der leeren Eintönigkeit des lastenden Nebels und der von Klang er füllten Einförmigkeit des bewegten Meeres hören, die sich in dem musikalischen Wechsel der Vokale i - au - e ausdrückt.

Musik herrscht auch in dem Wechsel der Laute, wie ihn die beiden ersten Verse der zweiten Strophe bieten: fast alle einfachen und doppelten Vokale geben sich hier ein Stelldichein. Aber diese Buntheit wird eben verneint; zugestanden wird der Landschaft und der Stadt nur das "ei", spitz und langgezogen im Schrei der Wandergänse, durch den "überflüssigen" Reim uns gewisser- maßen aufdringlich zu Gemüte geführt, ins Ohr geschrieen. Die letzte Zeile der Strophe aber: Am Strande weht das Gras - steht inhaltlich ganz, für sich, anders als die letzten Verse der beiden andern Strophen. Fast könnte der Eindruck einer bloßen Strophenfüllung entstehen. Doch ist gerade dies Verloren-abseits-Stehen ja auch der Inhalt des Verses: einsame Dünenlandschaft. Das Wort "weht" bringt in das Verharrende eine Bewegung, die aber wenig von der Stelle kommt wie das wogende Meer und der Nebel, der die Dächer "drückt". Indessen erwecken diese Zeitwörter der Bewegung - auch "brausen" gehört in einem weitem Sinne dazu - die Vorstellung gewaltiger lebender Kräfte, die hier am Werke sind, und steigern die Bildkraft des Dargestellten.

Mit dem "Doch" der letzten Strophe wird ein Gegensatz angedeutet: der Gegensatz zwischen der schmucklosen und wenig anziehenden Landschaft und dem Gefühl, das sie in dem Dichter erweckt. Das Bekenntnis überfällt den Leser geradezu gleich mit dem ersten Vers. Die Liebe des Dichters drückt sich gleichermaßen in der Hinwendung aus, die durch den Wechsel von der dritten Person zur zweiten vorgenommen wird und aus der Sache - der Stadt - ein Wesen - du Stadt  macht, wie in den Wiederholungen von Worten - "für und für", "auf dir, auf dir" - ja eines ganzen Verses: "Du graue Stadt am Meer". Diese vermitteln hier nicht mehr, wie in der ersten Strophe, den Eindruck des Eintönigen, sondern des Nicht-Endenden, Unwandelbaren; und aus den langen i und ü spricht etwas Ziehendes, Unzerreißbares, wie aus der Wiederholung "Du graue Stadt am Meer" eine Zärtlichkeit, die sich nicht genugtun kann, den geliebten Namen immer noch einmal zu wiederholen.

Den geliebten Namen? Gerade den nicht, wenn man es wörtlich nimmt. Und doch wissen wir ihn. Wir kennen Theodor Storm als den Dichter seiner schleswig-holsteinischen Heimat, ihrer Küste, des Meeres, der Marschlandschaft und der Heide. Sie ist der Schauplatz fast aller seiner Erzählungen, die zugleich meist; eine Beziehung zu seiner eigenen Jugend aufweisen, aus echten oder angeblichen Kindheitserinnerungen an Menschen und Örtlichkeiten erwachsen. Und in Husum, am weiten Markt, steht noch heute des Dichters Geburtshaus. Husum also ist die graue Stadt am Meer. Warum Storm ihren Namen nicht nennt? Vielleicht gerade, weil er sich ihr so eng verbunden fühlt. Husum - das klänge so amtlich, wie aus einem Führer durch Schleswig-Holstein. Husum - so heißt die Stadt für alle, als Bezeichnung der Summe ihrer Einwohner und Häuser, öffentliche Gebäude eingeschlossen. Auch in seinen Erzählungen nennt Storm den Namen Husum nicht, sondern spricht von der "kleinen Küstenstadt, in der ich einst die Tage meiner Jugend lebte", von "meiner Vaterstadt"', der "kleinen Stadt, in der meine Eltern wohnten". Er vermeidet hier wie dort die harten Umrisse der Wirklichkeit. Seine Vaterstadt liegt zwar am Meer, aber nicht eigentlich auf der amtlichen Landkarte.

 

 

 

 

 

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